Wenn du dich doch nur besser konzentrieren könntest!
Eine Klientin berichtete mir kürzlich verzweifelt von der Lernsituation mit ihrer Tochter Marie. Ein Diktat stand an und die Lehrerin hatte den Schülern Aufgaben zum Üben mitgegeben.
Gemeinsam setzen sich Mutter und Tochter am Abend vorher also zum Lernen an den Küchentisch.
Eine Weile lang arbeitet Marie konzentriert an ihren Aufgaben. Dann wird sie langsam unruhig. Sie fängt an zu zappeln, der Stift fällt runter.
Plötzlich fällt ihr ein, dass sie Durst hat, also geht sie in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen.
Ein paar Minuten arbeitet sie weiter, bis das Telefon klingelt.
„Mach weiter, ich geh schnell an´s Telefon.“ Marie starrt auf ihr Heft und hört dem Telefonat zu. Sie malt kleine Herzchen auf den Rand ihres Heftes.
„Nun konzentriere dich doch mal!“ Ihre Mutter weiß nicht, wie sie ihrer Tochter helfen soll. Eigentlich ist Marie gut in Deutsch, doch sie kann sich so schlecht konzentrieren.
Marie versucht noch einmal, die Aufgaben zu erledigen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit klappt sie müde und frustriert ihr Heft zu.
Sowohl bei Marie als auch bei ihrer Mutter bleibt das Gefühl zurück, viel wertvolle Zeit verschwendet zu haben.
Kennst du solche oder ähnliche Situationen auch?
Viele Kinder haben Konzentrationsschwierigkeiten, wenn es um schulische Themen geht. Sie lassen sich schnell ablenken, schweifen mit ihren Gedanken ab, verlieren das Interesse und brechen Tätigkeiten vorzeitig ab.
Doch was bedeutet es eigentlich, sich konzentrieren zu können?
Konzentration ist die Fähigkeit, unsere gesamte Aufmerksamkeit auf eine Sache zu lenken, ohne sich von irgendetwas ablenken zu lassen.
Diese Fähigkeit benötigen wir, um erfolgreich lernen zu können.
Es erfordert einen langen Lernprozess, denn bei Konzentration handelt es sich um einen aktiven Steuerungsprozess unseres Gehirns. Kinder müssen erst einmal lernen, Reize zu selektieren. Dies erfordert geistige Anstrengung.
Unser Gehirn hat zwar nur einen Anteil von 2% am Körpergewicht, benötigt aber zwischen 20 und 25% der gesamten Energie.
Dass die Konzentration nach einer bestimmten Zeit nachlässt, ist also völlig normal und geht auch uns Erwachsenen so. Außerdem ist Konzentrationsfähigkeit auch stark vom Alter abhängig:
Im Durchschnitt können sich Kinder von 5 bis 7 Jahren bis zu 15 Minuten konzentrieren, Kinder zwischen 7 und 10 Jahren bis zu 20 Minuten, 10 bis 12-jährige Kinder etwa 25 Minuten und Kinder von 12 bis 16 Jahren ca. 30 Minuten. Ungefähr also doppelt so viele Minuten, wie das Kind alt ist.
Dies ist natürlich individuell sehr verschieden und auch situationsabhängig.
Was sind die Ursachen von Konzentrationsmangel?
Falsche Ernährung
Wie unser Körper, benötigt auch unser Gehirn eine ausgewogene Ernährung. Um optimal arbeiten zu können braucht es ausreichend Kohlenhydrate, Eiweiß, Fett, Vitamine, Mineralstoffe und eine ausreichende tägliche Trinkmenge.
Unregelmäßiges Essen oder zu wenig Kohlenhydrate bewirken zum Beispiel Blutzuckerschwankungen. Dadurch kann es zu Leistungsabfall und Konzentrationsschwäche kommen. Auch ein Mangel an Eisen oder Magnesium kann eine Ursache für Konzentrationsprobleme sein.
Zu wenig Erholung
Ganz wichtig für unser Gehirn ist ausreichend Schlaf. Wenn wir müde sind, dann treten vermehrt Konzentrationsschwierigkeiten auf.
Auch Pausen sind enorm wichtig. Es ist besser, eine Ruhepause einzulegen, als unkonzentriert weiter zu arbeiten.
Psychische Belastungen
Auch Kinder leiden heutzutage häufig an Überforderung und Zeitdruck. Dadurch entsteht Stress, der sich – besonders bei jungen Menschen - wesentlich auf die Leistungsfähigkeit auswirkt. Ursachen dafür können Leistungsschwierigkeiten in der Schule, Reizüberflutung, aber auch zu viele Termine in der Freizeit sein. Es wird häufig vergessen, dass Kinder weitaus mehr freie Zeit zum Spielen und Regenerieren benötigen als Erwachsene.
Belastende Erlebnisse in der Familie können Kummer und Sorgen bereiten und zu einem Konzentrationsabfall führen.
Auch Ängste – z.B. Versagensängste – können eine Ursache von Konzentrationsmangel sein. Das Kind ist so sehr mit der Bewältigung seiner Ängste beschäftigt, dass es sich einfach nicht konzentrieren kann.
Motivationsmangel
Auch eine geringe Motivation kann Ursache für Konzentrationsschwierigkeiten sein. Wenn wir kein Interesse an einem bestimmten Thema haben oder keinen Sinn darin sehen, etwas zu lernen, dann wird es uns auch schwerfallen, uns zu konzentrieren. Motivationsmangel entsteht auch schnell bei Überforderung.
Äußere Umstände
Viele Ablenkungsquellen verhindern ein konzentriertes Arbeiten:
Lärm
Ablenkungen durch andere Menschen
Hitze/Kälte
zu viele visuelle Eindrücke
das Smartphone
Je jünger Kinder sind, desto schwerer fällt es ihnen, nicht benötigte Reize von außen zu filtern. Dadurch sind sie viel leichter ablenkbar. Daher ist es besonders wichtig, Kindern ein Lernumfeld zu schaffen, welches frei von Reizen ist, die es ablenken oder gar überfordern können.
Alltägliches Verhalten
Ein hoher Medienkonsum und eine damit einhergehende Reizüberflutung können Ursache von Konzentrationsschwierigkeiten sein. Unser Gehirn kann nur eine bestimmte Menge an Information aufnehmen. Daher sind Fernsehen und Surfen im Internet als Pausenbeschäftigung nicht empfehlenswert.
Zu wenig Bewegung wirkt sich negativ auf die Gehirnleistung aus. Meist geht damit auch einher, dass Kinder zu wenig draußen in der Natur sind. Es mangelt also ebenfalls an frischem Sauerstoff.
Konzentrationsstörung als Krankheit
Wenn oben genannte Ursachen beseitigt sind und eine häufige und unerklärliche Konzentrationsschwäche auftritt, sollte dies ärztlich abgeklärt werden.
Eine Konzentrationsschwäche kann als Begleitsymptom verschiedener Erkrankungen und gesundheitlicher Störungen auftreten: z.B. bei Schilddrüsenunterfunktion, niedrigem Blutdruck, Nierenschwäche oder Depression.
Auch Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (ADS und ADHS) sind unter anderem mit Konzentrationsstörungen verbunden.
Konzentrationsübungen für den Alltag
1. Konzentration steigern mit der Wahl der besten Lernzeit
Finde mit deinem Kind heraus, wann die beste Lern- und Hausaufgabenzeit ist. Probiert jeweils eine Woche lang aus, wann sich dein Kind am besten konzentrieren kann.
Einige Kinder lernen am besten direkt nach der Schule, andere benötigen erst einmal eine Pause. Wieder andere können sich am Abend besonders gut fokussieren.
Ganz wichtig: binde dein Kind aktiv mit ein und mache am besten ein kleines Experiment daraus.
2. Konzentrationsübung draußen im Wald
Hier kannst du Zeit in der Natur, Bewegung und Praxis miteinander kombinieren.
Gehe mindestens einmal in der Woche mit deinem Kind in den Wald (oder Park) und macht dort ein gemeinsames Spiel: konzentriert euch für jeweils 5 Minuten auf eine Sinneswahrnehmung. Spaziert dabei ganz langsam durch den Wald.
Ihr könnt euch im Anschluss gegenseitig erzählen, was ihr gesehen, gehört, gerochen, gefühlt und vielleicht sogar geschmeckt habt (Bitte nur Dinge essen, die ihr genau bestimmen könnt! Ansonsten lasst den Geschmackssinn einfach weg!).
3. Wichtige Verhaltensregel für dich als Mutter/Vater
Schimpfe nicht mit deinem Kind, wenn es Konzentrationsdefizite zeigt. Das erzeugt nur Druck und kann die Situation maßgeblich verschlechtern.
Sei geduldig und richte deinen Fokus auf das, was dein Kind gut macht. Wenn es eine Weile konzentriert gearbeitet hat, dann lobe es.
Teste doch einmal selbst deine Konzentration
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist auch das Verhalten von dir als Mutter/Vater.
Wie fokussiert bist du selbst im Alltag? Kannst du dich längere Zeit auf eine einzige Sache konzentrieren?
Als Vorbild schaut sich dein Kind viele Verhaltensweisen von dir ab.
Im Rahmen der Diagnostik von Aufmerksamkeit- und Konzentrationsproblemen wird häufig der sogenannte Stroop Test verwendet. Dieser misst die Fähigkeit, Handlungsimpulse zu kontrollieren. Dazu ist Konzentration erforderlich.
Führe den Test gerne mit deiner ganzen Familie durch und mache ein Spiel daraus. Lachen ist dabei garantiert! Viel Spaß dabei!
Hier findest du den Test auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=cqcBwdSzKhE
Oder unter diesem Link mit ganz kurzem Test, dafür etwas ausführlicherer Erläuterung: https://www.youtube.com/watch?v=WEffNFws0xg
(Hier wird zusätzlich das Thema der Emotionen aufgegriffen und wie unser Gehirn bspw. bei Angst in einen Konflikt gerät.)
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